63 - A oder B? B oder A? Alles eins, oder?
So leicht wird man nicht zum Briten.
Im Vorfeld der britischen Volkszählung im Jahr 2021 wurden die Antwortoptionen auf Fragen mittels empirischen Verfahrens optimiert. Für die Frage nach der eigenen nationalen Identität geschah dies über einen Card Sorting Pretest. Die resultierende Reihenfolge war British, English, Welsh, Scottish, Northern Irish und Other. Im Vergleich zur Volkszählung im Jahr 2011 tauschten die ersten beiden Optionen die Plätze. Bei den Ergebnissen der Umfrage fiel dann auf, dass die Werte für British stark angestiegen waren, während die für English sanken. Das hatte eine intensive Kommentierung sowohl in der Wissenschaft als auch in der Presse zur Folge. Diese wies unter anderem darauf hin, dass die Daten bzgl. der Antworthäufigkeiten zwischen den Befragungszeitpunkten (2021 und 2011) aufgrund des Reihenfolgeeffektes nicht vergleichbar sind.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, Strukturbrüche in Paneldaten soweit es geht zu vermeiden. Daher ist anzuraten sowohl die Formulierung der Fragen als auch die Reihenfolge der Antwortoptionen bei den einzelnen Erhebungswellen konstant zu halten. Für die Interoperabilität mit fremden Datensätzen ist darüber hinaus eine detaillierte Dokumentation des Vorgehens oder aber die Verwendung standardisierter Variablen von Vorteil. Die Tatsache, dass das Britische Office of National Statistics sowohl das Vorgehen beim Pretest dokumentierte, als auch Warnhinweise bezüglich der Interpretierbarkeit der Daten gemeinsam mit diesen publiziert hat, stellt einen Best Practice im Umgang mit dem Problem der Diskontinuität in der Zeitreihe dar.
- Office for National Statistics (ONS), released 29 November 2022, ONS website, statistical bulletin, National identity, England and Wales: Census 2021 (Link: https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/culturalidentity/ethnicity/bulletins/nationalidentityenglandandwales/census2021)
- Zur Diskussion in den Medien: https://www.bbc.co.uk/sounds/play/m001hx2z bei 23:08