24 - Kalendarische Fragen
1908: Russen kommen zu spät zum Schuss
Im Jahr 1908 dauerten die Olympischen Spiele ganze 6 Monate an. Dennoch war die russische Mannschaft bei den Schießwettbewerben am 11. Juli nicht anwesend. Das Problem lag darin, dass die russischen Athleten den Julianischen anstelle des Gregorianischen Kalenders benutzten, wie er im Rest Europas üblich ist (dies änderte sich erst mit der russischen Revolution 1917). Als die russische Delegation endlich eintraf, waren daher die ersten anderthalb Monate der Spiele bereits vorüber. Sie konnten noch aktiv an den Spielen teilnehmen und einige Medaillen gewinnen. Dies war aber nur ein schwacher Trost für die Schützen.
Die Olympischen Spiele 1908 waren jedoch nicht nur wegen dieser kalendarischen Verwirrung bemerkenswert. Auch die Dokumentation der Spiele ließ viel Raum für Verbesserungen. Es gab keinen umfassenden und schlüssigen Bericht. So ist es beispielsweise immer noch fraglich, ob die Türkei überhaupt bei den Spielen vertreten war!
Diese Geschichte zeigt, dass die Festlegung einheitlicher Konventionen und Standards zentral ist - sei es für die Austragung von internationalen Wettbewerben oder in der Wissenschaft. Ohne die klare Benennung der jeweils verwendeten Maße und Einheiten werden Daten von Dritten gegebenenfalls nicht richtig interpretiert oder repliziert, weil Memos oder Laborbucheinträge nicht richtig verstanden werden.